Zwischen Ochsengalle und Pfauenkamm – Kleister- und Marmorpapiere mit Mareike Möller

 

von Clara Graf

 

Zwei spannende Tage verbrachten wir Praktikantinnen mit dem Herstellen von Kleister- sowie Marmorpapieren unter Anleitung von Papierrestauratorin Mareike Möller.

 

Da Manche vielleicht nicht wissen, was sie sich darunter vorstellen können, hier eine kurze Erklärung:
Bei Kleisterpapieren handelt es sich um Buntpapiere, die mit eingefärbtem Kleister bestrichen werden. Aufgrund der schleimigen Konsistenz des Kleisters, zieht dieser nicht sofort in das Papier ein und es können mit Kämmen, Pinseln oder anderen Werkzeugen Muster gezogen werden. So entstehen farbige Unikate, die dann zum Beispiel zum Buchbinden oder Beziehen von Schachteln  verwendet werden können.
Diese Technik der Buntpapierherstellung hat ihren Ursprung in Deutschland, wo sie auch am meisten verbreitet ist.

 

Besonders für Ronda und mich war das Herstellen der Buntpapiere eine tolle Möglichkeit, da wir für diese in unseren Bewerbungsmappen für den Fachbereich Papier einbringen konnten.

 

Gemeinsam durchstöberten wir das Depot des Lindenau-Museums, wo viele Bücher einen Kleisterpapier-Einband tragen. Besonders oft fanden wir die geäderten Kleisterpapiere, die mit der sogenannten Abzugstechnik hergestellt werden.  Dabei werden die Papiere einfarbig bestrichen, aufeinandergelegt und wieder abgezogen, wodurch ein organisches Muster entsteht.

 

Mit dieser Inspiration füllte sich unser Trockenregal schnell mit vielen farbenfrohen Kleisterpapieren und wir hatten viel Spaß bei dieser kreativen Arbeit.

 

Auch bei der Herstellung von Marmorpapieren sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Dahinter steht aber eine jahrhundertealte Technik.

 

Erste Erwähnungen des Marmorpapiers gab es bereits im 10. Jahrhundert in China. Seit dem 15. Jahrhundert fand die Technik vor allem in der heutigen Türkei Anklang, weshalb das Marmorpapier, als es im 17. Jahrhundert nach Europa gelangte, oft als „Türkisches Papier“ bezeichnet wurde. Marmorpapiere verwendete man zum Auskleiden von Möbeln, für Musikinstrumente, Schachteln oder als Vorsatz oder auch Einband von Büchern.

 

Ganz traditionell verwendeten wir zur Herstellung unserer Marmorpapiere einen Schleimgrund aus Caragheenmoos, der in ein flaches Becken gegeben und teilweise mit Wasser versetzt wurde. Der Schleim hindert die Farbe daran, unter die Wasseroberfläche zu sinken damit das aufgelegte Papier die Farbe aufnehmen kann. Diese wurde auf die herkömmliche Weise mit Ochsengalle angemischt, woraufhin die Farbe mit Pinseln auf den Grund getropft, verzogen und gestaltet werden konnte. Nun galt es mit Kämmen oder Spießen Muster zu ziehen, die in ihrer Bezeichnung so vielfältig sind, wie die Muster selbst. Von Schneckenmarmor geht es über Phantasiemarmor, Wellenmarmor und Haaradermarmor bis hin zu Pfauenkamm.

 

Gefiel uns unser Muster, legten wir am besten diagonal aufrollend ein Papier auf den farbigen Schleimgrund. Dieses nimmt die Farbe an, wird vorsichtig vom Grund abgezogen und kann zum Trocknen beiseitegelegt werden. Wenn die Marmorpapiere getrocknet sind, ist es sinnvoll diese zu glätten, um sie optimal weiterverarbeiten zu können.

 

Insgesamt entstanden viele schöne Marmorpapiere, die beim Betrachten immer wieder an einen gelungenen Tag mit uns Praktikantinnen und Mareike Möller erinnern.