Ein Blogbeitrag von Elena Abril Romero
Die ersten drei Wochen sind nun rum. Ich schreibe diese und folgende Worte als eine Art Erinnerung an die schöne und
auch aufregende Anfangszeit in Dahlen. Ebenjene in der wir einander noch nicht kannten und in Kinderschuhen begannen den Weg der Geschichtserhaltung zu begehen. Wo wir wohl in ein paar Jahren
stehen werden? Wie wird uns Dahlen wohl in Erinnerung geblieben sein?
Die Antwort auf diese Frage kann ich momentan noch nicht liefern, doch all diejenigen, die einmal in der gleichen Position standen wie ich gerade (seien es ihr
ehemaligen Altenburger Praxisjahr Absolvent*innen oder wer auch immer sich hier tummeln mag), vielleicht habt ihr ja bereits eine Antwort auf diese Frage. In diesem Falle, lest diese paar Zeilen
vielleicht als eine warme Erinnerung an eure Zeit in Dahlen, in der all dies hier irgendwie seinen Anfang nahm oder nehmt es einfach als ein Bericht von jemandem, die weiß, dass sie gerade an der
Schwelle eines neuen Kapitels steht.
Dahlen, einst eines der schönsten Barockschlösser Sachsens. Heute scheint es in blaugrauem Fassaden-Unterputz. Besonders schön ist das nicht. Sieht aus wie
Zementputz und das wäre auch schlecht für die Bausubstanz an sich, wie uns später dann Annemarie erklärt. (Wegen der Salze im Mauerwerk.)
Umso beeindruckender ist es von innen. Ein Bilderbuch der Wandrestaurierung.
Wie traumhaft schön es wohl mal gewesen ist, lassen Stuckreste, hohe Decken und breite Treppenaufgänge vermuten. Doch obwohl es diese Art von Glanz nicht mehr vorweisen kann, so wird es durch seine kompromisslose Atmosphäre, und die unverklärt-offenliegenden Wände irgendwie ganz angenehm nahbar. Man kann den Menschen in dem Bauwerk sehen. Und trotz seiner Wunden bekommt es dadurch irgendwie seinen ganz eigenen Charme. Man könnte sagen, ein sehr dankbarer Gastgeber, der einen beim Arbeiten mit Freude einlässt.
Es hat mich zunächst überrascht, wie direkt wir an das Objekt gelassen wurden. Sicher bringen wir alle irgendwie eine Art Achtung und Respekt für die Substanz mit, aber überrascht hat es mich trotzdem. In positivem Sinne. Für die alten Hasen sind folgende Schilderungen vielleicht nicht sonderlich spannend, doch für mich war das eine gänzlich neue Erfahrung. Anstelle eines typischen Praktikantenjobs, bei dem man oft die vergleichsweise entbehrlichen und nicht sonderlich wichtigen Aufgaben übernimmt hatte man das Gefühl, dem Objekt tatsächlich zu helfen. Etwas für das Objekt zu tun. Das empfinde ich als
sehr befriedigend.
In Retrospektive würde ich sagen, Dahlen war ein sehr guter und intensiver Einstieg in das Altenburger Praxisjahr. Ein bisschen suspekt ist es mir schon, wie viel man innerhalb von nicht mal einem Monat lernen kann. Sowohl theoretisch als auch praktisch.
Innerhalb einer vergleichsweise kurzen Zeit hat sich mein Verständnis für Restaurierung sowie mein, wenn auch sehr rudimentäres Wissen, deutlich erweitert. Vor allem ein Wissen, in das ich davor so gut wie keinen Einblick hatte. Das Feld der Restaurierung und all die damit verbundenen Themen- uns Wissensgebiete erschienen mir so schwer erreichbar; weit weg und unnahbar. Jetzt nach Dahlen beginne ich langsam zu verstehen, was ich verstehen soll. Die Tür öffnet sich langsam und ich kann schemenhaft ausmachen, was auf mich wartet. Vor Dahlen war mir dieser Blick verwehrt.
In diesem Sinne, ein warmes Adieu, und auf in das kommende Jahr.